1. Kapitel
„Da vorne rechts!" rief Nina über den Motorenlärm hinweg. „Dann kommt nach fünfzig Metern der Haupteingang!" Kalle antwortete nicht, nickte nur mit seinem dicken Integralhelm.
Ninas Puls ging schnell. Wie immer, wenn sie hinter Kalle auf dem Soziussitz saß und er in waghalsigem Tempo die schwere Maschine durch den Großstadtverkehr lenkte, spürte sie eine erregende Mischung aus Gefahr und Genuß. Die Geschwindigkeit, die bedrohlich nahen Autos, die ihr Freund rasant überholte, sein Rücken in der schwarzen Lederkluft... Mehr, mehr davon! Die Fahrt hätte von ihr aus ewig weitergehen können.
Zu dumm, daß das Ziel schon in Sicht war. Außerdem fing es gerade an, in dicken Tropfen zu regnen. Mit quietschenden Reifen stoppte Kalle das Motorrad vor dem Eingang zum Gelände des Lazarus-Krankenhauses. Sie stieg ab und befreite sich von ihrem Helm, den sie auf den Gepäckträger schnallte. Die Begeisterung des Fahrens war wie weggeblasen. „Schade, daß wir schon da sind", sagte sie mürrisch. „Ich wäre jetzt gerne weitergefahren, nach Süden, in die Sonne..."
Fast wären ihr die Tränen gekommen. Eigentlich hatte sie mit Kalle in diesen Herbstferien ins sonnige Südfrankreich fahren wollen, mit Motorrad und Zelt. Statt dessen mußte sie jetzt ihre Arbeit im Krankenhaus antreten. Zwangsarbeit, fand sie. „Sozialer Einsatz" hatte es der Jugendrichter genannt. Nina wußte, daß sie damit glimpflich weggekommen war; schließlich war sie wegen Ladendiebstahls angezeigt worden, und da hätte auch eine saftige Geldstrafe verhängt werden können. Nun sollte sie also durch eine pädagogische Maßnahme „gebessert" werden - drei Wochen lang, als Hilfskraft in einem Krankenhaus! Wahrscheinlich Bettpfannen leeren, Fußböden schrubben und dergleichen. Adieu Sonne, Provence und Nizza. Bonjour tristesse. Jetzt kullerte tatsächlich eine Träne.
Kalle schaute demonstrativ zum Himmel und tat, als sei das Nasse in ihrem Gesicht ein Regentropfen. „Wann soll ich dich abholen?" fragte er unter seinem Helm hervor.
„Keine Ahnung, wann sie mich hier rauslassen", sagte sie mißmutig. Mußte sie ihm unbedingt etwas vorheulen? Kalle war immer so bewundernswert cool.
„Na", beschwichtigte er, „ein Knast ist das hier ja nun auch wieder nicht."
Sie schluckte. „Im Knast müßte ich jedenfalls nicht arbeiten", sagte sie trotzig.
„Im Knast könntest du aber heute abend nicht Pizza essen gehen. Wann treffen wir deine komische Busenfreundin und ihren Typ?"
Es war ja nett, daß er sie auf andere Gedanken bringen wollte, fand Nina, aber andererseits fühlte sie sich mit ihrem Zwangsjob ziemlich alleingelassen. Und daß Kalle ihre Freundin Melanie so offensichtlich ablehnte, nervte sie auch. Obwohl sie auch selbst mit ihr zur Zeit einige Probleme hatte.
„Das muß ich noch klären", sagte sie.
„Ruf mich an", sagte er, hob kurz die Hand und fuhr los. Nach wenigen Sekunden verschwand er im Gewühl des Großstadtverkehrs. Einen Abschiedskuß hätte er mir an solch einem schweren Tag wenigstens geben können, dachte sie. Aber er hatte nicht einmal seinen Helm abgesetzt.
Der Regen wurde stärker. Nina drehte sich um und betrat durch das schmiedeeiserne Tor die Grünanlage vor der Klinik.
Ihre Eltern waren natürlich fast ausgeflippt, als die Sache mit den geklauten CDs herauskam. Als klar wurde, daß es eine richtige Gerichtsverhandlung geben würde, war die Stimmung vollends auf den Nullpunkt gesunken.
Dann kam der Prozeßtag - der schwärzeste Tag ihres Lebens - und am Ende waren alle erleichtert, daß Nina durch einen „freiwilligen" Arbeitseinsatz noch einmal um eine Vorstrafe herumkam. Nur Nina hätte am liebsten vor Frust und Wut um sich geschlagen. Alle taten sie so grauenhaft bemüht und verständnisvoll! Sogar ihre Freundin Melanie hatte etwas von „Chance" und „zurück auf den richtigen Weg" gemurmelt. Und die Staatsanwältin hatte nach der Verhandlung zu ihr gesagt: „Hier im Gericht möchte ich Sie nicht noch einmal sehen, junge Frau." Papa schien richtig froh zu sein, daß seine siebzehnjährige Tochter in den Herbstferien nun doch nicht mit ihrem zweifelhaften Freund wegfahren konnte, den er sowieso verabscheute.
Was die sich alle einbildeten! Konnten die verdammten Langweiler sie nicht einfach in Ruhe lassen? Schlimm genug, daß sie bis jetzt noch jeden Morgen zur Schule dackelte, um sich mit nutzlosem Zeug vollquatschen zu lassen.
Aber damit würde bald Schluß sein, dachte sie, während sie die Eingangshalle des Krankenhauses betrat. Sie würde auch ohne Abschluß, Ausbildung oder gar Studium zurechtkommen. Kalle machte es ihr schließlich vor: Er hatte eigentlich nichts gelernt und lebte trotzdem von seiner Arbeit als Fotograf.
Für ihre Eltern war der Name Kalle ein echtes Reizwort. „Der Kerl bringt dich noch in ernste Schwierigkeiten", war Mamas ständige Rede. Und Papas Lieblingsspruch war: „Dieser windige Typ benutzt dich doch nur!"
Jaja, Papa war ganz schön eifersüchtig. Nina mußte trotz ihrer schwierigen Lage innerlich lachen: Papa sah auch nicht im entferntesten so gut aus wie Kalle. Ihr Freund war schließlich ein Szenetyp, einer wie diese herrlichen Macho-Männer aus der Aftershave-Werbung: Anfang zwanzig, dunkelhaarig, intensive blaue Augen, hartes Kinn, Dreitagebart, muskulöser Körper. „Er benutzt dich", hatte Papa gesagt? Na klar, das sollte er doch, und zwar gerne!
Für einen Moment vergaß sie alle ihre Probleme, als sie sich an einen Abend vor kurzer Zeit erinnerte. Sie war mit Kalle in seiner Wohnung gewesen, und er hatte sie urplötzlich an sich gezogen und sich über sie hergemacht. Sie hatte gar nichts dagegen - im Gegenteil -, nur die Heftigkeit, mit er vorging, erschreckte sie immer wieder. Das widersprüchliche Gefühl erinnerte sie an die atemberaubende, aber auch lustvolle Anspannung bei der schnellen Motorradfahrt: Ausgeliefertsein und Vergnügen gleichzeitig. Wie immer in diesen Situationen war Nina nach wenigen Augenblicken auf Kalles Sofa von den Wahnsinnsgefühlen hinweggefegt worden, die sich immer einstellten, wenn er so restlos die Kontrolle übernahm...
Ihr war bei der Erinnerung richtig warm geworden. Sie stand vor der Empfangsloge in der Eingangshalle der Klinik, eine zierliche Figur in Schwarz mit blonder, fransiger Kurzhaarfrisur und einer schwarzen Strähne. Sicher habe ich von dem kleinen Tagtraum hitzige rote Flecken im Gesicht, dachte sie.
Der Pförtner schaute sie fragend an. Die Trostlosigkeit ihrer Lage kam ihr wieder ins Bewußtsein. „Ich soll mich bei Schwester Hildegard melden", sagte sie genervt.
„Station siebzehn," sagte der Pförtner und zeigte auf einen der vielen Korridore. „Dort entlang. Warten Sie, der junge Mann geht wahrscheinlich gerade in Ihre Richtung. Er zeigt Ihnen sicher den Weg." Er winkte an Nina vorbei und sie wandte sich um zu dem „jungen Mann". Der war in der Tat kaum älter als sie. Er trug weiße Kliniktracht wie ein Krankenpfleger, hatte dunkelbraune Haare und ebensolche Augen. Ihr war, als hätte sie ihn schon einmal irgendwo gesehen.
Schon hielt er ihr die erste Glastür auf. „Bist du Nina Vensky?" Als sie ihn überrascht ansah, fügte er hinzu: „Schwester Hildegard hat dich angekündigt."
Na, das konnte ja heiter werden. Wahrscheinlich hatte die Schwester der ganzen Stationsbelegschaft erzählt, es käme ein armes, fehlgeleitetes Mädchen, das mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei. Nina stöhnte entsetzt auf. „Was hat sie denn gesagt?" fragte sie.
„Nur deinen Namen", sagte er, „und daß du dir die Arbeit bei uns ansehen willst. Ist das ein Praktikum oder so etwas?"
„So ähnlich", murmelte sie, während sie hinter ihm die Treppe in den zweiten Stock hochstieg. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Es war schlimm genug, daß sie überhaupt hier sein mußte. Nicht auszudenken, wenn sie nun auch noch mit allen möglichen Vorurteilen zu kämpfen hätte.
„Also, Nina - ich bin Andreas Kuhl. Ich leiste hier meinen Zivildienst. Wir beide werden wahrscheinlich bei der Arbeit häufiger miteinander zu tun haben."
„Mhm", brummte sie vor sich hin und sah ihn verstohlen noch einmal an, während sie die Korridore entlanggingen. Sie konnte sich nicht entsinnen, woher sie ihn kennen könnte. Eigentlich sah er mit seinen dunklen Augen und dem offenen Gesicht ganz nett aus, dachte sie. Aber dann sah sie wieder seine schneeweiße Kleidung und sein eifriges, höfliches Gehabe und fand ihn angepaßt und spießig. „Miteinander zu tun haben" war nicht gerade ihr sehnlichster Wunsch. Hoffentlich blieb er ihr vom Leibe.
Auf Station siebzehn tat er ihr diesen Gefallen, zeigte ihr nur, wohin sie gehen mußte, und verschwand in einem der Krankenzimmer.
Schwester Hildegard begrüßte Nina so freundlich, daß die zuerst dachte, die Krankenschwester wüßte vielleicht gar nichts von dem Grund ihres Hierseins. Aber nachdem beide einige Worte gewechselt hatten, setzte die Schwester ein ernstes Gesicht auf und sagte: „Nina -"
Mist, jetzt kommt die Predigt, dachte Nina. Davon habe ich zu Hause und vor Gericht nun wirklich genug gehabt. Sie biß die Zähne zusammen.
„- ich will versuchen, Sie ohne Voreingenommenheit zu sehen. Ihre Hilfe können wir wirklich gebrauchen. Ich weiß natürlich, daß Sie wegen eines Eigentumsdelikts hier sind. Ich möchte Sie eindringlich darum bitten, hier keine Schwierigkeiten zu machen. Die können wir nämlich nicht gebrauchen. Aber keine Angst, eine besondere Überwachung bekommen Sie deswegen nun nicht. Dafür haben wir gar keine Zeit." Da war wieder das nette Lächeln.
Nina spürte, daß ihr der Schweiß ausgebrochen war. Mensch, war das alles peinlich. Sie merkte plötzlich, wie schwierig ihr Leben werden könnte, wenn irgendwelche weiteren Eskapaden sich herumsprachen. Sie nickte stumm.
Schwester Hildegard wandte sich wieder ihrem Computer zu. „Ungefähr um zehn Uhr habe ich hier die ersten Aufgaben für Sie. Bis dahin kann Andreas Ihnen die Station und einiges weitere im Krankenhaus zeigen. Ich habe ihn gerade dort hinten ins Zimmer 1708 gehen sehen. Gehen Sie einfach hinein, da lernen Sie auch gleich einige unserer Patienten kennen."
Zwei der drei Betten in dem genannten Zimmer waren belegt. Im ersten, gleich bei der Tür, schlief ein Mann mit sehr blassem Gesicht. Im Bett am Fenster ließ sich ein anderer Patient gerade von Andreas die Kissen aufschütteln. Sein linkes Bein war von der Hüfte abwärts bis zu den Fußknöcheln eingegipst. Das andere trug keinen Gips, aber einen riesigen Verband, und das Knie war offenbar mit einem Seilzug verschraubt, an dem über ein Rollensystem ein schweres Gewicht zog.
„Komm ruhig näher", sagte Andreas, als er Ninas entsetztes Gesicht sah. „Das ist Klaus, unsere Marionette. Wenn du an der Schnur ziehst," - er zeigte auf das dünne Stahlseil - „dann hüpft er."
Der Anblick der Verbände und des Streckmechanismus war Nina durch und durch gegangen. Die Schraube im Knie konnte sie buchstäblich in ihrem eigenen Bein spüren. Wie kam Andreas dazu, darüber Witze zu reißen? Erstaunlicherweise begann Klaus, ein vollbärtiger Rockertyp, über den Spruch laut zu lachen, bis er schmerzlich das Gesicht verzog und die Hand auf die Rippengegend preßte. „Hör auf, solchen Quatsch zu machen", japste er. „Ich kann doch noch nicht wieder lachen!"
Er wandte sich an Nina und sie sah, daß eine Gesichtshälfte voller verkrusteter Schrammen war. „Andreas ist besser als jedes Fernsehprogramm", sagte er. „Er hat eine große Zukunft als Komiker vor sich."
„Und du als Stuntman", sagte Andreas zu ihm. „Du siehst aus wie nach der zwölften Übungslektion für den gummilosen Bungee-Sprung."
Klaus verkniff sich das Lachen mit Mühe. Zu Nina sagte er: „Ich sehe aus wie einer, der heftig den Asphalt geküßt hat. Dummerweise vom Motorrad aus, bei Tempo fünfundsiebzig."
Nina war ratlos, was sie darauf antworten sollte. „Wie lange ist das her?" fragte sie schließlich.
„Sechs Tage", sagte er. „Ein Autofahrer hat mich übersehen. Beim Ausweichen bin ich weggerutscht."
„Beide Beine gebrochen?"
Er nickte. „Das rechte muß noch tagelang gestreckt werden, bevor die Chirurgen den Knochen nageln können. Und zwei Rippen sind auch kaputt. Das tut inzwischen am meisten weh. Andreas, kannst du mal den Winkel von meinem Bein verstellen? Mir schläft andauernd der Fuß ein. Ich spüre ihn kaum noch."
„Etwas besseres kann dir doch kaum passieren", sagte Andreas und begann an den Gewichten und Rollen zu hantieren.
„Haben sie dir gesagt, wie lange du hier drin bleibst?" fragte Nina den Motorradfahrer.
Klaus nickte ernst. „Vielleicht drei Monate. Vielleicht fünf. Hängt von der Operation ab. Und von der Reha. Laufenlernen, weißt du? Es ist möglich, daß ein Bein ein wenig kürzer bleibt als das andere."
„Das werden wir zu verhindern wissen", sagte Andreas zuversichtlich. „Wir biegen dich schon wieder hin. So um Ostern herum kannst du dann wieder Tango tanzen."
Klaus’ Gesicht hellte sich sofort auf. „Stark. Echt super. Das konnte ich vorher nicht." Jetzt lachten sie alle.
Eine dreiviertel Stunde später hatte sie fast zwanzig kranke oder verletzte Männer und Frauen kennengelernt, mehrere Betten bequemer eingestellt, eine Saftpfütze aufgewischt, beim Suchen nach einer verschollenen Lesebrille geholfen, einer Patientin den Bandsalat aus dem Walkman gezupft und einem fast blinden alten Mann eine Postkarte vorgelesen, die er gerade bekommen hatte. Andreas hatte inzwischen zwei Patienten, die nicht aufstehen konnten, die Haare gewaschen und einem weiteren die Fußnägel geschnitten. In einem anderen Zimmer schlichtete er den Streit von zwei Frauen, die sich nicht einigen konnten, ob das Fenster offen oder geschlossen bleiben sollte.
„Wie hältst du das bloß aus?" stöhnte sie, als beide aus dem letzten Zimmer wieder auf den Korridor traten. Ihr war ein wenig schlecht, teils von dem Anblick der vielen Verbände und halbverheilten Wunden, teils von dem allgegenwärtigen Geruch nach Desinfektionsmitteln und Medikamenten.
Andreas zuckte die Schultern. „Die Leute brauchen Hilfe. Irgendwer muß sie ihnen geben. Wenn man sich selbst mal in deren Lage versetzt, geht die Arbeit sofort leichter von der Hand."
„Ausgesprochen nobel, diese Einstellung", sagte Nina schnippisch. Dieser blütenweiße Musterknabe sollte bloß nicht glauben, er könne sie beeindrucken. „Für mich wäre das jedenfalls kein Job", fügte sie hinzu, während sie den Flur zum offenen Zentrum der Station entlanggingen.
„Wieso nicht?" fragte er. „Du bist doch schon dabei."
Aber nicht freiwillig, dachte sie. „Du bist bei der Arbeit auffällig gut gelaunt", sagte sie statt dessen. „Ist den Patienten dein Ton nicht manchmal zu respektlos und zu flapsig?"
Andreas schüttelte den Kopf. „Die Patienten brauchen zum Gesundwerden nichts so nötig wie Humor und gute Laune. Das fördert den Willen zur Heilung."
Nina verdrehte die Augen. „Du redest wie einer von diesen Seelenklempnern."
„Psychologie ist ein interessantes Fach", sagte Andreas. „Aber um beim Thema zu bleiben: Sieh mal, der Motorradfahrer zum Beispiel..."
„Klaus?"
„Genau. Er hat ständige Schmerzen, hat eine schwere Operation vor sich, mußte eine USA-Reise absagen und verbringt sicherlich noch Heiligabend und Silvester hier. Wenn ihn nicht jemand ein bißchen aufmuntert, dann versinkt er bis über die Ohren in Depressionen."
Nina fand darauf keine Antwort, weil verschiedene Gefühle aus allen Richtungen auf sie einstürmten. Der Gedanke an ihren geplanten und abgesagten Trip nach Südfrankreich war wieder da. Aber dann kam sie sich schäbig vor, weil sie solch ein Aufhebens von ihrem kleinen Verzicht machte, während hier Menschen darum kämpften, wieder laufen zu lernen, ihre Gliedmaßen vor der Amputation zu retten oder überhaupt am Leben zu bleiben. Ganz nebenbei ertappte sie sich ärgerlich dabei, daß sie Andreas, während er sprach, ein wenig zu tief in die dunklen Augen geschaut hatte. Da drinnen lag etwas... Außerdem war sie sich inzwischen ganz sicher, daß sie ihn schon anderswo gesehen hatte.
Bevor sie das Durcheinander in ihrem Kopf sortieren konnte, zog Andreas einen Rollstuhl aus einer Nische. „Ich muß jetzt nacheinander ein paar Patienten im Haus herumfahren", sagte er, „zum Verbandwechsel, zum Röntgen, zur Bewegungstherapie, zum Fädenziehen, zum Punktieren und so weiter."
„Kann ich mitkommen?" fragte sie und hätte sich fast selbst die Hand auf den Mund geschlagen. Keinesfalls wollte sie so klingen, als liefe sie dem Zivi hinterher, der sich mit seinem Psychologiewissen und seiner selbstlosen Einstellung doch nur aufspielen wollte.
„Können Sie nicht", ertönte Schwester Hildegards Stimme hinter ihnen. „Es ist gleich zehn Uhr, Zeit für Ihre Mithilfe in der Küche."
Hier geht es weiter...