Leider nicht von mir... ...sondern aus "Heimkehr" von Richard Bach

Gegen zwei Uhr morgens lagen wir engumschlungen auf unserem Bett und waren in ein Gespräch über Blumen, Erfindungen und das wunderbare Leben vertieft, das uns vielleicht bevorstand.

Alle vorher durchlittene Zwietracht war vergessen. Da seufzte ich plötzlich.

„Erinnerst du dich noch an meine alte Definition?" fragte ich sie. „Daß ein Seelengefährte ein Mensch ist, der stets all deinen Bedürfnissen entspricht?"

„Ja."

„Dann sind wir wohl keine Seelengefährten."

„Warum nicht?" fragte sie.

„Ich habe kein Bedürfnis nach Meinungsverschiedenheiten", sagte ich. „Ich habe kein Verlangen nach Streit."

„Woher weißt du das?" fragte sie sanft. „Vielleicht können manche Dinge, die du lernen mußt, nur auf diese Weise zu dir vordringen. Wenn du keinen Streit bräuchtest, um Neues hinzuzulernen, würdest du nicht so viele Probleme schaffen! Manchmal verstehe ich dich erst, wenn du ärgerlich wirst... Geht es dir nicht auch so? Verstehst du nicht auch manchmal erst, was ich meine, wenn ich dich anschreie? Welche Regel besagt, daß wir nur durch Küsse und liebe Worte etwas dazulernen können?"

Ich sah sie verblüfft an: „Ich dachte, in dem Zusammenleben zweier Seelengefährten müsse jeder Augenblick vollkommen sein - wie können Seelengefährten sich dann miteinander streiten? Willst du damit sagen, daß unser Zusammenleben bereits perfekt ist? Daß selbst eine Auseinandersetzung zu seinem Zauber beiträgt? Weil jeder Streit ein neues Einverständnis zwischen uns schafft, das vorher nicht da war?"

„Oh", seufzte sie in die goldene Dunkelheit hinein, „das Leben mit einem Philosophen ist nicht leicht..."


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